Swedenborg Preis

Für junge Forscher

Der Swedenborg-Forscherpreis von bis zu 2000 Euro dient der deutschsprachigen Swedenborg-Forschung. Erforschen Sie ein UNESCO-Weltdokumentenerbe!

Worin besteht der Preis?

Der Swedenborg-Preis wird für wissenschaftliche Arbeiten der Swedenborg-Forschung vergeben. Er ist für Arbeiten mit 50.000 Zeichen inkl. Leerzeichen mit 1000 Euro und für Arbeiten mit 100.000 Zeichen inkl. Leerzeichen mit 2000 Euro dotiert. Außerdem werden die Arbeiten im Swedenborg-Verlag an geeigneter Stelle publiziert. Der bevorzugte, aber nicht ausschließliche Ort ist die Zeitschrift Offene Tore.

Wer erhält den Preis?

Sie erhalten den Preis immer dann, wenn die folgenden Voraussetzungen erfüllt sind:

  • Sie haben vor der Anfertigung der Arbeit ein aussagekräftiges Exposé eingereicht. Diese Projektskizze ist vom Swedenborg-Verlag anerkannt worden und bildet die Grundlage des weiteren Vorgehens. Außerdem ist ein spätester Abgabetermin vereinbart worden.
  • Ihre Arbeit behandelt ein Thema rund um Swedenborg und entspricht formal den wissenschaftlichen Anforderungen. Sie haben sich mit Literatur auseinandergesetzt, die sie korrekt zitieren und im Literaturverzeichnis nennen. Ihr Fachbeitrag ist strukturiert aufgebaut und zeichnet sich durch stringente Gedankenführung aus. Akzeptiert werden nur Originalbeiträge, die noch nicht woanders veröffentlicht worden sind.
  • Sie sind bei der Abgabe der Arbeit nicht älter als 49 Jahre.
  • Ihre Arbeit wurde vom Swedenborg-Verlag mit sehr gut oder gut benotet. Wenn Ihre Arbeit mit befriedigend oder ausreichend benotet worden ist, dann können Sie entweder diese einmal nachbessern oder das halbe Preisgeld entgegen nehmen. In diesem Fall behält sich der Swedenborg-Verlag die Veröffentlichung vor. Gegen die Benotung des Verlags ist kein Einspruch möglich.

Thomas Noack
Schriftleitung des Swedenborg-Verlags

Preisträger 2018 | Dr. des. Mateusz Cwik

Mateusz Cwik wurde der Swedenborg-Preis am 9. Mai 2018 übergeben.

Zur Person

Mateusz Cwik studierte Germanistik und Japanologie an der Universität Zürich. Außerdem studierte er – im Rahmen des Heiwa-Nakajima-Forschungsstipendium für internationale Studierende – japanische Sprache, Literatur und Kultur an der Osaka Universität in Japan.

Nach dem Abschluss seines Masterstudiums der Germanistik und Japanologie war er Assistent am Lehrstuhl für Neuere deutsche Literaturwissenschaft und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsprojekt »Conditio extraterrestris – Das bewohnte Weltall als literarischer Imaginations- und Kommunikationsraum 1600–2000«. Dieses Projekt wurde vom Schweizerischen Nationalfonds gefördert.

Von seinen Veröffentlichungen nenne ich nur die aus unserer Sicht interessante Monographie, die zugleich seine Dissertation ist: »Mediale Deformationen. Die Medien des Universums von Swedenborg zu Lasswitz«. Sie erscheint voraussichtlich 2019. Kurd Laßwitz (1848 – 1910) gilt als Begründer der deutschsprachigen Science Fiction Literatur. Und seine Arbeit, für die er nun den Swedenborg-Preis erhalten hat: »Kosmische Informationssysteme: Wissensordnung und Medialität des Buches in der Kosmologie Emanuel Swedenborgs.« Die Arbeit wird 2019 in der Zeitschrift Offene Tore erscheinen.

Zum Forschungsprojekt

Die Arbeit von Mateusz Cwik für den Swedenborg-Preis ist im Zusammenhang des Forschungsprojektes »conditio extraterrestris: Das bewohnte Weltall als literarischer Imaginations- und Kommunikationsraum 1600–2000« (außerirdische Beschaffenheit etc.) zu sehen. Am Deutschen Seminar der Universität Zürich wurden von 2013 bis 2017 – gefördert vom Schweizerischen Nationalfonds – die literarischen Vorstellungen außerirdischen Lebens erforscht. Unter »conditio extraterrestris« verstand die Forschergruppe um Prof. Phillipp Theisohn »den Gesamtkomplex der Vorstellungen, deren Grundvoraussetzung die Annahme des bewohnten oder zu bewohnenden Weltraums ist.« Die Gruppe erforschte, wie sich die Vorstellungen vom belebten und unbelebten Weltall in den Jahrhunderten von 1600 bis 2000 entwickelt und verändert haben.

Ein Schwerpunkt war das 18. Jahrhundert. In diesem Zusammenhang spielte auch Emanuel Swedenborg eine Rolle, der 1758 sein Werk »Die Erdkörper im Weltall und ihre Bewohner« veröffentlichte. Dementsprechend wurde die Rolle Swedenborgs in diesem Diskurs schon mehrfach untersucht. Ich weise auf das Buch von Karl Guthke »Der Mythos der Neuzeit« und auf das Buch des Swedenborgforschers Ernst Benz »Kosmische Bruderschaften« hin.

Benz schrieb: »Die moderne Theologie hat sich noch kaum bemüht, ihre Grundgedanken von der traditionellen Verklammerung mit dem mythologischen Weltbild des Alten und Neuen Testaments zu lösen und mit dem modernen nachkopernikanischen Bild des Universums in Einklang zu bringen … Angesichts dieser Tatsache kommt dem Seher Emanuel Swedenborg und seinem Entwurf einer neuen heilsgeschichtlichen Kosmologie eine pionierhafte Bedeutung zu, da er unter dem Einfluß seiner wissenschaftlichen Erkenntnisse und seiner visionären Erfahrungen den Anstoß einer neuen kosmischen Christologie, einer neuen kosmischen Auffassung der Heilsgeschichte und einer ins Kosmische erweiterten Jenseitserwartung schuf, die ein positives oder kritisches Modell von gegenwärtigen und zukünftigen Bemühungen sein könnte, denen sich die christliche Theologie auf die Dauer nicht entziehen kann.« (Kosmische Bruderschaft, 1978, S. 57).

Zur Preis-Arbeit

In der ausgezeichneten Preis-Arbeit geht Mateusz Cwik der folgenden Fragestellung nach:

Emanuel Swedenborg leistet einen wesentlichen Beitrag zur »Instrumentalisierung der unterschiedlichen epistemologischen Effizienz als Konstituente der kosmischen Daseinsordnung. Die vorliegende Studie will das nachweisen, indem sie ein doppeltes Ziel verfolgt: (1) Zum einen soll gezeigt werden, wie die unterschiedlichen Formen von Raumstrukturierung divergierende epistemische Strukturen des Weltalls bedingen, die dann wiederum ein jeweils spezifisches Verständnis der Episteme kreieren. (2) Zum anderen soll gezeigt werden, wie jene epistemischen Strukturen als Mittel poetologischer Reflexion über die Medialität des Buches instrumentalisiert werden. Es soll somit nachgewiesen werden, dass es in Swedenborgs mystischen Schriften eine Korrelation zwischen der Strukturierung des kosmischen Raumes und der Systematisierung von verschiedenen Formen der Wissenszugänge im Universum gibt. Durch dieses Ineinandergreifen epistemologischer und kosmographischer Ordnungen wird auch eine kosmische Perspektive auf das Buch als Medium in einem interplanetarischen Wissenssystem geworfen.«
Bei Swedenborg gibt es eine Verbindung vom Erkenntnis (episteme) und Raum. Der Raum ist bei ihm ein durch die Erkenntnis qualifizierter Raum. In diesem Zusammenhang wird auch die Rolle des Buches (= des geschriebenen Wortes) bedacht. Es ist eine Besonderheit der terrestrischen Kultur und liefert die Antwort auf die Frage, warum Gott im kopernikanischen Universum der Pluralität von Planeten ausgerechnet auf unserem Planeten Mensch geworden ist.